Dunja

Dunja hat unser Leben von Oktober 2000 bis Juni 2014 bereichert.
Bevor wir Dunja in unsere Familie aufgenommen haben, hat sie einige Stationen durchlaufen.
- irgendwo in Spanien geboren
- wahrscheinlich in eine Familie gegeben: sie ist Kinder gewöhnt und mag diese sehr
- ins (spanische) Tierheim
- Tötungsstation
- Tierheim Deutschland
- in eine Familie vermittelt
- wieder ins Tierheim
- im Oktober 2000 von uns aufgenommen
Mit Geduld und Üben verlor Dunja unter anderem die Angst vor Männern, Kühen und Pferden, vor Traktoren, vor plötzlich in der Dämmerung auftauchenden Sandhaufen, vor auf dem Feld liegenden Gerätschaften der Bauern und mehr. Sie machte bei plötzlichen Geräuschen (und anderen Dingen, die sie erschreckt haben) keinen Halb-Meter-Satz mehr zur Seite und zuckte auch nicht mehr zusammen, wenn wir plötzlich eine Hand gehoben haben.
Die Leinenaggression und die Aggression gegen Hündinnen bekamen wir trotz verschiedener Hundetrainer und -therapeuten nie ganz in den Griff. Genauso vielfältig wie die klangvollen Namen der Einrichtungen waren auch die Methoden und Erfolge. Aber ein Hund ist ein Lebewesen mit eigenem Charakter und so haben wir gelernt, damit so umzugehen, dass wir keine Gefahr für andere darstellten.
Unsere Dunja hat bei uns viel gelernt: Gutes wie Schlechtes. Sie hat viel Freude und Bewegung in unser Leben gebracht.
Nicht zuletzt durch Dunja wurde ich inspiriert, eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin zu beginnen. Und weil das Thema zu kurz kam, besuchte ich auch noch ein Seminar über artgerechte Hunde- und Katzen-Ernährung.
Dunja war ein sehr fröhlicher und verschmuster Hund. Sie liebte es, mit Kindern und anderen Hunden (nicht mit jedem Hund) zu spielen und sie war eine Wasserratte. Wenn sie ohne Leine lief und plötzlich los marschierte, lag es daran, dass sich in der Nähe ein Gewässer befand. Darauf konnten wir uns immer verlassen.
In den letzen Wochen ihres Lebens ist Dunja zum "Pflegefall" geworden. Sie musste immer jemanden um sich haben. Von den glatten Fliesen kam sie nicht von allein hoch, aber dort lag sie am liebsten. So halfen wir ihr Tag und Nacht bei jedem Aufstehen. Sie konnte das Gleichgewicht nicht immer halten, so dass sie von uns beim Laufen unterstützt wurde. Zum Schluss war sie stark schwerhörig oder ogar taub, konnte aber noch sehen und gut riechen. Es war körperlich anstrengend, aber wir hatten das Gefühl, dass sie noch sehr gern lebte. Wir haben uns über jeden Tag gefreut, den sie uns angequengelt hat, bis wir erraten haben, was sie möchte (raus, Wasser, Futter, Leckerli, etc.).
Aber irgendwann war es soweit, dass wir sie gehen lassen mussten.
Geliebte Dunja,
Du hast unsere Welt im Alter von 16 Jahren und 5 Monaten am 13.06.2014 für immer verlassen. Du hast unser Leben 13 Jahre und 8 1/2 Monate bereichert. Wir waren sehr traurig als Du über die Regenbogenbrücke gingst.
Aber wir wussten, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir Dich überleben werden. Der Tod ist ein Teil unseres Lebens, und wir haben Dich gehen lassen können.
Du wirst aber nicht nur in unserer Erinnerung, in unserem Herzen und auf tausenden von Bildern bleiben. Mit Deinem Wesen hast Du uns verändert. Du hast uns die Welt mit anderen Augen sehen lassen. Du hast uns geduldiger gemacht. Vor allem aber hast Du uns gezeigt, was bedingungslose Liebe bedeutet; denn Dir war es egal, ob wir groß oder klein, dick oder dünn, arm oder reich ... sind.
Damit hast Du uns geprägt und verändert. Somit ist ein Teil von uns ein Teil von Dir und bleibt mit uns lebendig. So lange wir leben, wird dieser Teil auch unsere Umwelt prägen und damit an andere weiter gegeben und von ihnen wiederum an andere. Das bedeutet für mich ewiges Leben.
Mit folgender Geschichte möchten wir Dich verabschieden, Dir eine gute Reise wünschen, wohin sie auch immer gehen mag, und vielleicht dem Einen oder Anderen ein wenig Trost spenden.
"Ich stehe an einem Ufer. Ein Boot segelt in der Morgenbrise und steuert aufs offene Meer. Es ist ein herrlicher Anblick, und ich stehe da und sehe ihm nach, bis es zuletzt am Horizont verschwindet und jemand neben mir sagt: "Jetzt ist es nicht mehr da." Nicht da? Wo dann? Nicht da für meine Augen, das ist alles. Die Ferne, das Nicht-da-sein sind auf meiner, nicht auf seiner Seite.
Und gerade in dem Moment, da hier, neben mir, einer sagt: "Jetzt ist es nicht mehr da.", gibt es andere, die es kommen sehen, und andere Stimmen rufen freudig aus: "Da ist es!" (Autor unbekannt)
In Liebe Michael und Silke